Cate Blanchett spielt im Kinofilm "Tanz der Titanen" Angela Merkel

Als die Oberhäupter der sieben führenden Industrienationen sich für ein Gruppenfoto versammeln, ahnen sie nicht, was sie auf diesem Gipfeltreffen erwartet: das reinste Grauen. Und damit sind nicht die üblichen Abläufe eines G 7-Treffens gemeint.
Eine nicht näher spezifizierte Krise verlangt in „Tanz der Titanen“ eine möglichst nichtssagende Stellungnahme der Regierenden, die auf Einladung von Bundeskanzlerin Hilda Ortmann (Cate Blanchett) ins sächsische Dankerode gekommen sind. Doch zuerst wird an der Gruppendynamik gearbeitet. „Reue“ lautet das von der Gastgeberin vorgegebene Thema.
Der japanische Premier Tatsuro Iwesaki (Takehiro Hira) bedauert, dass er nie reiten gelernt hat, der französische Staatspräsident Sylvain Broulez (Denis Ménochet) gesteht unter Tränen, dass er als Jugendlicher seinem Vater das Leben schwer gemacht hatte, Italiens Regierungschef Antonio Lamorte (Rolando Ravello) bereut, dass er in einem Mussolini-Kostüm bei einer Party aufgelaufen ist.
Der Ton ist gesetzt für eine Satire, die sich mehr der Veralberung als einer bissigen Kritik des internationalen politischen Establishments verschrieben hat. Die Verbindungen zur Realität bleiben unter der Regie des kanadischen Trios Guy Maddin, Evan und Galen Johnson vage.
Cate Blanchett hat bei der Vorbereitung offenbar die realen Vorlagen genau studiert: Ihre Bundeskanzlerin ist als Mixtur aus Angela Merkel (Blazer) und Ursula von der Leyen (Frisur) angelegt. Der französische Präsident erinnert eher an François Hollande als an Emmanuel Macron. Charles Dances altersschwacher US-Präsident ist wohl als Karikatur von Joe Biden gedacht. Der kanadische Premierminister Maxim Leplace (Roy Dupuis), der mit seiner britischen Amtskollegin Cardosa Dewindt (Nikki Amuka-Bird) früher eine Affäre hatte, erinnert schemenhaft an den früheren Regierungschef Justin Trudeau.
Damit sind die Parallelen zur Wirklichkeit erschöpft. Ohnehin drängt die Angelegenheit zielstrebig auf surreales Terrain: Bald findet sich die Gruppe in einem diffus apokalyptischen Szenario wieder und kämpft in bunt ausgeleuchteten Wäldern ums Überleben.
Prähistorische Moorleichen haben sich aus ihren Gräbern erhoben, bedrohen als Zombies die politischen Machthaber und explodieren eindrucksvoll beim kollektiven Masturbieren. Auch ein Gehirn von der Größe eines Kleinwagens findet sich im Wald sowie eine EU-Kommissarin (Alicia Vikander), die von fremden Mächten besessen scheint.
Einen G 7-Gipfel als Horrorfilm in Szene zu setzen, klingt nach einer guten Idee. Doch hat „Tanz der Titanen“ wenig Gehaltvolles zu bieten. Das Drehbuch wirkt wie ein Brainstorming, dessen durchgeknallte Beiträge ungefiltert ins Skript übernommen wurden. Daran kann das hochkarätige Ensemble wenig ändern, das bei der Arbeit offensichtlich mehr Spaß hatte als es das Publikum dieses trashigen B-Movies.
„Tanz der Titanen“, Regie: Guy Maddin, Evan Johnson, Galen Johnson, mit Cate Blanchett, Denis Ménochet, 104 Minuten, FSK 16
rnd